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TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Ausgabe vom 14. Juli 2022, von Michael Sprenger: „Einmal mehr – gegen die da oben“

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Innsbruck, Wien (OTS) – FPÖ-Obmann Kickl schickt also Volksanwalt Walter Rosenkranz in die Hofburg-Wahl. Dieser inszeniert sich als Kandidat gegen das Establishment. Unterschätzen sollte man ihn nicht. Aber sich im Nachhinein auch nicht wundern.

Die Geschichte von 2016 wiederholt sich. Wenn auch mit anderen Vorzeichen. Vor sechs Jahren mussten die Kandidaten von SPÖ und ÖVP eine schwere Niederlage verkraften. Es kam zur (pannenreichen) Stichwahl zwischen dem damaligen grünen Kandidaten Alexander Van der Bellen und dem FPÖ-Mann Norbert Hofer. Van der Bellen konnte den Rückstand furios aufholen, auch weil er von SPÖ und NEOS und Teilen der ÖVP im zweiten Wahlgang unterstützt worden war. Hofers Plan, sich als Kandidat gegen das Establishment in Szene zu setzen, ging letztlich nicht auf.
Jetzt ist Van der Bellen Amtsinhaber. Er stellt sich der Wiederwahl. ÖVP, SPÖ und NEOS verzichten auf einen Kandidaten. Nicht aber die FPÖ. FPÖ-Obmann Herbert Kickl lässt sich die Chance für einen bundesweiten Zwischenwahlkampf nicht entgehen. Aber er rechnet mit mehr. Ihm ist Van der Bellen längst ein Dorn im Auge, der ihn einst auf Geheiß von Sebastian Kurz als Innenminister abberufen hatte.
Wie legt es die FPÖ an? Das Kalkül ist augenscheinlich. Kickl nennt Rosenkranz einen Bürgerlichen. Der Burschenschafter ist tief verankert in der FPÖ-Ideologie, machte sich aber als ernsthafter Parlamentarier und engagierter Volksanwalt einen Namen. Er soll neben der freiheitlichen Wählerschaft vor allem jene ÖVPler ansprechen, die es bis heute nicht verkraftet haben, dass ein Grüner in der Hofburg sitzt. Zugleich wird die FPÖ Rosenkranz als Volks-Anwalt gegen die da oben darstellen. Das war schon bei Hofer so. Nur das blaue Einfallstor hat sich im Vergleich zu 2016 vergrößert. Damals dominierte das Asyl-Thema die Innenpolitik. Jetzt kommt die Corona-Politik der Regierung hinzu, die enorme Inflation und Teuerungswelle, der Krieg in der Ukraine. Rosenkranz unterlegt seine Kritik am politischen Establishment auch mit EU-Kritik und wirft der Regierung vor, die Neutralität verraten zu haben.
Dass Van der Bellen der mit Abstand populärste Politiker des Landes ist, hat übrigens viel damit zu tun, dass er die anhaltenden türkis-blauen Krisen, in denen sich die Republik seit Bekanntwerden des Ibiza-Videos befindet, gut moderiert und gemanagt hatte. Dies alles wird Rosenkranz und die FPÖ auszublenden versuchen. Er kann hoffen, dass ihm dies angesichts des Hangs der Österreicher zur Verdrängung und Vergesslichkeit gelingen könnte. Unterschätzen sollte man ihn keinesfalls. Also erinnern wir an Hofers oft zitierte Drohung aus dem 2016er-Wahlkampf. „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist.“ Es war letzten Endes doch knapp.

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
[email protected]

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